Evotec an der Börse bestraft – warum?

Ein kräftiges Tagesminus von fast 10% am Mittwoch hat die ruhigen Gewässer rings um die Hamburger Zentrale von Evotec SE etwas aufgewühlt. Obwohl die Halbjahreszahlen von heute Morgen von einem "kräftigen organischen Wachstum" sprechen, hatte ein Analyst von Morgan Stanley vorab den Daumen gesenkt.

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James Quigley heißt der Analyst, der in einer am Mittwoch vorgelegten Studie die Papiere des Wirkstoffforschers aus Hamburg gleich um zwei Stufen von "Overweight" auf "Underweight" herabsetzte. Evotec sei nun die von ihm "am wenigsten bevorzugte Aktie im europäischen Life-Science-Sektor", womit er auch gleich die Herabsetzung des Kursziels von 42 auf 32 Euro begründete. Er sähe hohen Investitionsbedarf und eine Pipeline, die wohl erst in einigen Jahren Erfolge verspräche, zudem müsse man bei dem stark in der Biotechnologie angesiedelten Geschäftsmodell "einen langen Atem haben".

Warum diese Meldung so eingeschlagen hat mit einer ganzen Reihe von eher banalen oder nicht nur in Expertenkreisen bekannten Tatsachen ("langer Atem"), ist wie immer ein Rätsel. Eigentlich hatte sich der Evotec-Kurs in den vergangenen Wochen stufenweise nach oben gearbeitet in einer recht nachrichtenarmen Phase. Zudem ist das nun ausgegebene Kursziel immer noch höher als die derzeitgen rund 25 Euro, die für ein Evotec-Papier zu zahlen sind. Also ein kleiner Sturm im Wasserglas, weil ein Analyst mit dem linken Fuß aufgestanden ist?

Die heutigen Halbjahreszahlen zumindest lassen kaum einen anderen Schluss zu: Die Konzernerlöse stiegen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 24% auf nun 337 Mio. Euro, gerade im Bereich der Innovationspartnerschaften habe sich dies in einem Anstieg um 36% auf nun 78 Mio. Euro (Halbjahr 1 2021: 57 Mio. Euro) und besonders beschleunigt im Quartal 2 gezeigt. Auch bleibt der Vorstand bei seiner Jahresprognose eines Konzernumsatzes von 715–735 Mio. Euro und einem bereinigten EBITDA von 105–120 Mio. Euro, weist dabei aber auf die Unsicherheiten der Wechselkurse hin. Die mittelfristigen Ziele einer Umsatzsteigerung über die Milliardenschwelle, eines EBITDA von 300 Mio. Euro und von Forschungsaufwendungen in eigenen (unverpartnerten) Projekten von mehr als 100 Mio. Euro bis zum Jahr 2025 bekräftigt das Evotec-Management ausdrücklich anlässlich der Halbjahresbilanz.

Derzeit arbeiten bei Evotec an 16 Standorten über 4.200 Beschäftigte, eine großer Teil davon in mehr als 200 proprietären oder verpartnerten F&E-Projekten. Dass dort auch Investitionen zu tätigen sowie Rückschläge zu verkraften sind, und der "lange Atem" gefordert ist, darf aber getrost unter Binsenweisheiten eingeordnet werden.

Update 15.8.22: Mittlerweile haben auch andere Analysten Einschätzungen abgegeben, die dem Kurs deutlich besser getan haben.

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